Lehmann, Erdmann, Liebermann
Geschichten aus einer abgewählten Welt
     

 

Ein Parteifunktionär, dem etwas in die Hose zurückgestopft wird, das außerhalb von ihr nichts zu suchen hat. Eine junge Frau an der Drushba-Trasse, die sich nach einem Kraftfahrer verzehrt, der sich nachts samt ölverschmierter Arbeitskombi zu ihr ins Bett gelegt hatte, aber wirklich nur zu müde gewesen war, um noch lange nach einem anderen Platz zum Schlafen suchen zu können. Maurer, die um die Versetzung ihres Meisters nachsuchen, weil sie sich von ihm bei der Arbeit behindert sehen. Oder ein mehrfach ausgezeichneter Bauingenieur, der Zweifel an der Rechtmäßigkeit der ihm zugesprochenen Ehrungen hegt. Ja, Horst Matthies legt Geschichten vor, die den Lesern einen etwas vielfältigeren Blick auf das Leben in dem von ihren Bewohnern fallengelassenen Staat DDR vermitteln, als es die von den Vorbetern des gegenwärtig dominierenden Geschichtsbildes und ihren medialen Nachplapperern bevorzugten Geschichten von Gängelei und Unterdrückung zulassen.

Empfehlenswert für alle, die nicht müde werden, den kleineren der aus dem Verlauf des 2. Weltkrieges hervorgegangenen deutschen Staaten ausschließlich als Unrechtssystem abzutun.

Ob 's indessen hilft? Der in einer der Geschichten zu findende Satz: Nichts ist dem Menschen heiliger als seine Vorurteile, lässt zumindest Zweifel daran zu.


Werner Rottwang, Gera


Oft habe ich beim Lesen gelacht, manches hat mich nachdenklich gemacht, manchmal habe ich mich bei einem Vorurteil ertappt.


Ismene Dora, Lübeck


 

 

     
     
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